von Philipp Vogler

Beim Stöbern in der Bibliothek der Hochschule für Musik und Theater München stieß ich im Frühjahr vergangenen Jahres auf zwei Bände mit Liedern des russischen Komponisten Anton Rubinstein. Die Bände waren sorgfältig eingebunden in dunkelgrünen Karton. Mit Goldfarbe war der Name des Tenors Leo Slezak eingeprägt.
Von Anton Rubinstein hatten Hélène und ich bereits das „Morgenlied“ für unser ArtSongProject aufgenommen. Dass nun der große Leo Slezak, der auch als Liedsänger international gefeiert wurde, die Lieder Anton Rubinsteins gesungen hatte, machte mich neugierig, und ich ging gespannt mit den beiden Bänden nach Hause um sie Hélène zu zeigen.

Mit einem guten Glas Wein machten wir uns daran und schlugen den ersten Band auf. Mit den Liedern des Heine-Zyklus op. 32 begannen wir. Je mehr Lieder wir durchgingen, desto mehr wuchs unsere Begeisterung. Wir entdeckten einen Komponisten für uns, dessen kompositorische Meisterschaft und Einfallsreichtum mit jedem Lied mehr zutage trat. Der Komponist der bekannten „Melodie in F“ erschien uns mit einem Male in einem ganz neuen Licht: Rubinstein war offenbar ein musikalisch und literarisch hoch gebildeter Musiker, der eher klassizistischen Prägung.

Viele Lieder erinnerten uns an Mendelssohn andere an Schumann, und doch war dies eine so ganz eigene Musiksprache.
Der musikalische Ausdruck ist verdichtet durch die klare musikalische Form. Wir bemerkten, dass Rubinstein wohl eine Vorliebe für die Oktave als formbildendes Element gehabt haben muss, so als hätte er die Oktav als seine Unterschrift benutzt. Wir machten uns daraufhin einen Spaß daraus, in jedem Lied darauf zu warten, ob die Oktave wieder exponiert wird.
Eine besondere Überraschung wartete aber noch auf uns: Die Persischen Lieder op. 34. Wie andere Komponisten im 19.Jahrhundert auch, so muss Rubinstein das exotische Kolorit der Dichtung und die Möglichkeit, selbst dazu exotische Klänge zu erfinden, fasziniert haben. Im Unterschied zu unzähligen Versuchen anderer Komponisten, so gelang Rubinstein aber die  vollständige Integration des Exotischen in den eigenen Kompositionsstil. Das Exotische bleibt bei ihm kein Fremdkörper. Da Hélène väterlicherseits Ägypterin ist, bereitete ihr die Entdeckung dieser Lieder eine ganz besondere Freude.

Wir konnten uns nicht entscheiden, welches der vielen schönen Lieder denn auf der Seite unseres ArtSongProjects erscheinen sollte. Warum sollten wir Rubinstein nicht ausführlicher vorstellen? So entstand die Idee, unsere erste CD im Eigenverlag zu produzieren.

Mit Robert Schneider als Aufnahmeleiter hatten wir uns sehr wohl gefühlt, als wir für das Label collegno die Jugendlieder von Alban Berg aufgenommen hatten. Wir hatten ihn als wahren Zauberer in Erinnerung. Wir trafen ihn, zeigten ihm die Rubinstein-Lieder und fragten ihn, ob er dazu wohl Lust hätte. Er war sofort begeistert. So nahmen wir dann im Juli unsere Rubinstein-Lieder an drei Tagen im großen Saal der Hochschule für Musik und Theater München auf.

Bei unseren Recherchen zu Anton Rubinstein stieß Hélène auf folgenden Aufsatz:
Die Lieder des Mirza-Schaffy op. 34 von Anton Rubinstein / Zwischen Folklorismus, Orientalismus und Nationalismus
von Nadejda Lebedeva, erschienen im Archiv für Musikwissenschaft AfMw. Hélène nahm sofort mit Nadejda Kontakt auf und erzählte ihr von unserer Aufnahme. Frau Lebedeva freute sich, dass es nun endlich eine Aufnahme der Lieder in der Originalsprache geben sollte, und versprach uns, zu unserer CD einen Begleittext zu schreiben.

Wir möchten uns ganz herzlich bei Nadejda Lebedeva, Robert Schneider und allen,die uns bei unserer ersten eigenen CD geholfen haben, bedanken.

Wir wünschen nun Euch, liebe Hörer, recht viel Vergnügen beim Anhören unserer Aufnahme.

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Comments

  1. Author

    Hej Katharina, es freut mich sehr, das die CD Dir gefallen hat. Die Texte zum Mitlesen findest Du hier auf unsere Seite unter “Liedtexte”.

  2. Ich bin begeistert! Nur Texte zum Mitlesen wären schön gewesen

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