„Nicht mit Engeln im blauen Himmelszelt“

Nicht mit Engeln im blauem Himmelszelt
Nicht mit Rosen auf duftigem Blumenfeld
Selbst mit dem ewigen Sonnenlicht
Vergleiche ich Zuleikha, mein Mädchen, nicht

Denn der Engel Busen ist liebeleer
Unter Rosen drohen die Dornen her
Und die Sonne verhüllt des Nachts ihr Licht
Sie alle gleichen Zuleikha nicht

Nichts finden, so weit das Weltall reicht
Die Blicke, was meiner Zuleikha gleicht
Schön, dornlos, voll ewigem Liebes-Schein
Kann sie mit sich selbst nur verglichen sein

 

Mein Herz schmückt sich mit dir

Mein Herz schmückt sich mit dir, wie sich
der Himmel mit der Sonne schmückt,
du gibst ihm Glanz und ohne dich,
bleibt es in dunkle Nacht entrückt.

Gleich wie die Welt all’ ihre Pracht verhüllt,
wenn Dunkel sie umfließt,
und nur, wenn ihr die Sonne lacht,
zeigt, was sie Schönes in sich schließt.

 

Seh’ ich deine zarten Füßchen an

Seh’ ich deine zarten Füßchen an,
So begreif’ ich nicht, du süßes Mädchen,
Wie sie so viel Schönheit tragen können!

Seh’ ich deine kleinen Händchen an,
So begreif’ ich nicht, du süßes Mädchen,
Wie sie solche Wunden schlagen können!

Seh’ ich deine rosigen Lippen an,
So begreif’ ich nicht, du süßes Mädchen,
Wie sie einen Kuß versagen können!

Seh’ ich deine klugen Augen an,
So begreif’ ich nicht, du süßes Mädchen,
Wie sie nach mehr Liebe fragen können,

Als ich fühle. — Sieh mich gnädig an!
Wärmer als mein Herz, du süßes Mädchen,
Wird kein Menschenherz dir schlagen können!

Hör’ dies wonnevolle Liedchen an!
Schöner als mein Mund, du süßes Mädchen,
Wird kein Mund dir Liebe klagen können!

 

Es hat die Rose sich beklagt

Es hat die Rose sich beklagt,
Daß gar zu schnell der Duft vergehe
Den ihr den Lenz gegeben habe.
Da hab’ ich ihr zum Trost gesagt,
Daß er durch meine Lieder wehe,
Und dort ein ew’ges Leben habe.

 

Die Weise guter Zecher ist

Die Weise guter Zecher ist
zu früh und später Stunde,
daß alter Wein im Becher ist
und neuer Witz im Munde.
Denn wo man Eins davon entbehrt,
da ist das Andre auch nichts wert,
das Eine steht zum Andern.

Je mehr wir uns vertieft im Wein,
je höher steigt der Geist uns,
der Bart der Weisheit trieft vom Wein,
die ganze Welt umkreist uns.
Versunken ganz in Trunkenheit,
und trunken in Versunkenheit,
in Wein, Gesang und Liebe.

Und weil so kurz das Leben ist,
muss stets der Weisen Ziel sein,
des Glücks, das uns gegeben ist,
kann nimmermehr zu viel sein.

Drum, Kind, lass alle Skrupel sein,
und steig‘ herab in uns‘re Reih‘n,
wie ins Gebirg‘ die Sonne.

 

Ich fühle deinen Odem

Ich fühle deinen Odem
Mich überall umwehn
Wohin die Augen schweifen
Wähn ich Dein Bild zu sehn.
Im Meere meiner Gedanken
Kannst Du nur untergehn,
Um, wie die Sonne Morgens
Schön wieder aufzustehn.

 

Schlag’ die Tschadra zurück!

Schlag’ die Tschadra zurück! Was verhüllst du dich?
Verhüllt auch die Blume des Gartens sich?
Und hat dich nicht Gott, wie der Blume Pracht,
Der Erde zur Zierde, zur Schönheit gemacht?
Schuf er all’ diesen Glanz, diese Herrlichkeit,
Zu verblühen in dumpfer Verborgenheit?

Schlag’ die Tschadra zurück! Laß alle Welt seh’n,
Daß auf Erden, wie du, kein Mädchen so schön!
Laß die Augen herzündende Funken sprüh’n,
Laß die Lippen im rosigen Lächeln glüh’n,
Daß dich, Holde, kein anderer Schleier umschwebt,
Als mit dem dich das Dunkel der Nächte umwebt!

 

Neig’ schöne Knospe, dich zu mir

Neig’ schöne Knospe, dich zu mir,
Und was ich bitte das tu’ mir!
Ich will dich pflegen und halten;
Du sollst bei mir erwarmen
Und sollst in meinen Armen
Zur Blume dich entfalten.

 

Gelb rollt mir zu Füßen

Gelb rollt mir zu Füßen der brausende Kur,
im tanzenden Wellengetriebe,
hell lächelt die Sonne, mein Herz und die Flur,
o wenn es doch immer so bliebe.

Rot funkelt im Glas der kachetische Wein,
es füllt mir das Glas meine Liebe,
und ich saug’ mit dem Wein ihre Blicke ein,
o wenn es doch immer so bliebe.

In das schwarze Meer deiner Augen rauscht,
der reißende Strom meiner Liebe;
komm, Mädchen, es dunkelt, und niemand lauscht,
o wenn es doch immer so bliebe.

 

Die helle Sonne leuchtet

Die helle Sonne leuchtet
Auf’s weite Meer hernieder,
Und alle Wellen zittern
Von ihrem Glanze wieder.

Du spiegelst dich, wie die Sonne,
Im Meere meiner Lieder!
Sie alle glühn und zittern
Von deinem Glanze wieder!

 

Tu’ nicht so spröde, schönes Kind

Tu’ nicht so spröde, schönes Kind,
wenn ich noch spät vorüber geh’
und fasse dein weiches Händchen lind,
und heimlich einen Kuß erfleh’.

Der dir so schöne Huldigung
gebracht in reinem Liebesschmuck,
der braucht wohl nicht Entschuldigung,
für einen Kuß und Händedruck.

Es wird ein jeder Kuß von dir
ein klingend Lied in meinem Mund,
und jeder Händedruck gibt mir
zu einem neuen Kusse Grund.

Gott hieß die Sonne glühen

Gott hieß die Sonne glühen
und leuchten durch alle Welt,
er hieß die Rosen blühen
auf duftigem Blumenfeld,

er hieß die Berge sich türmen
und über die Lande erheben,
ließ Winde wehen und stürmen,
schuf vielgestaltiges Leben.

Er gab den Vögeln Gefieder,
dem Meere sein ewiges Rauschen,
mir gab er sinnige Lieder,
euch Ohren, ihnen zu lauschen.

Und was die Sonne glüh’t,
was Wind und Welle singt,
und was die Rose blüh’t,
was auf zum Himmel klingt,
und was vom Himmel nieder,
das weht durch mein Gemüt,
das klingt durch meine Lieder.

 

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