Translations by Hélène Lindqvist
Frühmorgens E. Geibel
Ich weiß nicht, säuselt’ in den Bäumen,
Des Frühlings Zauberlied zu Nacht?
Aus unerklärlich holden Träumen
Bin früh und frisch ich heut erwacht.
Der Morgen weht mit goldner Schwinge,
Mir um die Stirn den kühlen Schein;
Noch möcht’ ich rasten, doch ich singe,
Mein Herz ist wie der Himmel rein.
In süßen Schauern rührt sich wieder,
Was je geblüht in meiner Brust,
Und alte Liebe, neue Lieder
Empfind’ ich in vereinter Lust,
So wie der Schwan, der seinen Bogen
Auf blauem Wasser kreisend zieht,
Zugleich im Spiegelglanz der Wogen
Den Himmel mit den Sternen sieht.
Early morning
I don‘t know: is this rustling
in the trees spring‘s magic nigh song?
Out of mysteriously blissful dreams
I awoke early this morning.
Morning waves with her golden wings
cool around my forehead her radiance
I still want to rest, but I sing
My heart is pure like the sky
In sweet shivers moves
everything that blossomed in my heart
and old love, new songs
I sense in combined pleasure
Like the swan draws his bow
circling the blue water
at the samt time in the mirror of the waves
can see the sky and the stars
Nun die Schatten dunkeln E. Geibel
Nun die Schatten dunkeln,
Stern an Stern erwacht:
Welch ein Hauch der Sehnsucht
Flutet durch die Nacht!
Durch das Meer der Träume
Steuert ohne Ruh’,
Steuert meine Seele
Deiner Seele zu.
Die sich dir ergeben,
Nimm sie ganz dahin!
Ach, du weißt, daß nimmer
Ich mein eigen bin.
Now the shadows grow darker
Now the shadows grow darker,
star upon star awakes:
A touch of desire
floods the night!
Through the sea of dreams
navigates reslessly
my soul on its way
to yours.
The ones who give themselves to you
take them in fully!
Oh, you know I do not more belong
to myself.
Neue Liebe E. Geibel
Hinaus ins Weite!
Frühling kommt bald.
Durch Schneegebreite
Zum Fichtenwald!
An stürzenden Bächen
Schwindelnde Bahn,
Durch sausende Wipfel
Zum Fels, zum Gipfel
Hinauf, hinan!
Sauge, durstiger Wind, nur, sauge
Mir die stürzende Träne vom Auge,
Leg’ an die brennende Stirne dich an!
Ach, nach dem Trauern,
Dem dumpfen Schmerz
Wie löst dies Schauern
Selig mein Herz!
O rastlos Drängen,
Willst du gewaltsam
Die Brust zersprengen?
Ich kenne dich —
Liebe, Liebe, du kommst unaufhaltsam
Noch einmal, Herrliche, über mich!
New love
Out in the open!
Soon spring will come
Through the wide snows
to the pine forest!
With plunging brooks
on light-headed paths
through breezing tree tops
To the rock, to the peak
Up! Forwards!
Draw, thirsty wind,
the plunging tears from my eyes
Lay yourself on my burning forehead!
Oh, after the mourning
the dull pain
how these shivers
loosen my blissful heart!
Oh, relentless urge,
will you violently
make my bosom burst?
I know you–
Love, love, you come unstoppable
yet again, gloriously, over me!
Clärchens Lied J.W. v Goethe
Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein;
Hangen
Und bangen
In schwebender Pein;
Himmelhoch jauchzend
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Little Clara‘s song
Joyful
And sorrowful,
and full of thoughts;
Longing
And anxious
In hovering pain;
Skyhigh rejoicing
despairing to death;
Happy alone
Is the loving soul.
Freisinn J.W.v Goethe
Laßt mich nur auf meinem Sattel gelten!
Bleibt in euren Hütten, euren Zelten!
Und ich reite froh in alle Ferne,
Über meiner Mütze nur die Sterne.
Er hat euch die Gestirne gesetzt
Als Leiter zu Land und See;
Damit ihr euch daran ergötzt,
Stets blickend in die Höh.
Free-thinking
Just leave me on my saddle!
Stay in your houses and tents!
I‘ll happily ride to faraway places
Over my hat only the stars.
He has placed the stars for you
To guide over land and sea
and for you to delight in
always gazing upwards.
Tragödie /Entflieh mit mir! H.Heine
I.
Entflieh mit mir und sei mein Weib,
Und ruh’ an meinem Herzen aus;
Fern in der Fremde sei mein Herz
Dein Vaterland und Vaterhaus.
Gehst du nicht mit, so sterb ich hier
Und du bist einsam und allein;
Und bleibst du auch im Vaterhaus,
Wirst doch wie in der Fremde sein.
II.
Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht,
Es fiel auf die zarten Blaublümelein:
Sie sind verwelket, verdorret.
Ein Jüngling hatte ein Mädchen lieb;
Sie flohen heimlich [von]3 Hause fort,
Es wußt’ weder Vater noch Mutter.
Sie sind gewandert hin und her,
Sie haben gehabt weder Glück noch Stern,
Sie sind verdorben, gestorben.
III.
Auf ihrem Grab, da steht eine Linde,
Drin pfeifen die Vögel und Abendwinde,
Und drunter sitzt, auf dem grünen Platz,
Der Müllersknecht mit seinem Schatz.
Die Winde, die wehen so lind und so schaurig,
Die Vögel, die singen so süß und so traurig:
Die schwatzenden Buhlen, die werden stumm,
Sie weinen und wissen selbst nicht warum
Tragedy / Elope with me!
I.
Elope with me and be my wife,
and rest on my bosom;
In far away lands let my heart be
your fatherland and home.
If you won‘t come along, I‘ll die here
and you will be alone and lonely
and though you‘ll stay in your father‘s house
you will feel like in a strange land.
II.
There came a frost in the cool Spring night,
It fell on the sweet forgetmenots blue,
They faded and withered.
A youth once loved a maiden fair,
They fled together from home afar,
And told neither father nor mother.
They wandered her and they wandered there,
Nor luck nor joy found they anywhere;
They broke down and died.
III.
On their grave there stands a linden tree
Where the birds and evening breezes sing
And underneath, on the green
The millers farmhand with his sweetheart.
The winds blow soft and chilling
The birds sing sweet and sadly
The chatting lovers fall silent
They cry and don’t know why