Translations by Hélène Lindqvist

 

Es blinkt der Tau  by Boddien

Es blinkt der Tau in den Gräsern der Nacht
der Mond zieht vorüber in stiller Pracht,
die Nachtigall singt in den Büschen.
Es schwebt über Wiesen im Dämmerschein,
der ganze Frühling duftet hinein,
wir beide wandeln dazwischen.

O Lenz, wie bist du so wunderschön!
In dem blühenden Rausch dahinzugehn,
am Arm seine zitternde Liebe,
mit dem ersten Kuß in den Himmelsraum,
und fest zu glauben im törichten Traum,
daß es ewig, ewig so bliebe.

 

The dew gleams

The dew gleams on the grass in the night,
the moon passes by in quiet splendor,
the nightingale sings in the bushes.
Hovering over the meadows in twilight,
the whole spring is fragrant,
we two wander through it all.

O Spring, how you are beautiful!
To wander through the intoxicating blossoms
on your arm your trembling love,
with the first heavenly kiss,
and firmly embracing the foolish wish,
that it will last forever

 

Wie ein Lerch’ in blauer Luft    by Boddien

Wie eine Lerch’ in blauer Luft,
wie eine Bien’ im Blüthenduft,
wie’s Fischlein in der klaren Fluth,
wie’s Wölkchen auf der Erde ruht,
so klingt’s in mir, so summt’s in mir,
so wogt’s mit mir, so eilt’s in mir,
so klingt’s, so summt’s, so wogt’s, so eilt’s zu dir!
und nur im Menschen der Verstand
hält mich noch fest mit kalter Hand.

 

Like a larch

Like a larch in the blue sky
like a bee in the fragrant flower
like a fish in the clear brook
like a cloud resting on the earth
it sounds in me, it buzzes in me,
it waves and hurries me to you!
And only human reason
holds me back with cold hands.

 

Die Waldhexe      by Boddien

Vorbei, vorbei zu Feld und Wald
zu Roß in wilder Eile,
was willst du schwebende Gestalt
mit deinem Wink zur Weile?

Mein Bett ist nicht auf grüner Haid
und nicht im schatt’gen Walde,
es wartet mein die schönste Maid
und Liebe ruft: “komm balde!”

Laß ab, laß ab begleitend Weib,
dein Arm ist viel zu luftig,
dein Blick zu todt, dein schlanker Leib
zu kalt und nebelduftig.

Mein Lieb hat weiß’ren Arm als du,
hat Augen wie zwei Sterne,
und küßt und herzt und lacht dazu.
Was drohst du mir von ferne?

Der Reiher kreischt, es schlägt das Roß
die blutgespornten Flanken,
das Weib wird dreist und riesengroß
und wilder die Gedanken.

Vorbei, vorbei wie Fittig rauscht,
es nickt herab vom Baume,
es huscht und hascht, es lugt und lauscht,
schon greift sie nach dem Zaume.

Jetzt hat sie seinen Arm gefaßt,
umher beginnt’s zu dunkeln,
es schwillt herauf, es drückt die Last,
des Weibes Augen funkeln.

Zwei Sprünge vom gestürzten Thier,
da liegt im dunkeln Walde
der Reiter todt im Arme ihr
und Liebe ruft: “komm balde!”

 

The witch in the woods

Away, away, through woods and fields
by horse in wild hurry
What do you want, fleeting shape,
with your beckoning?

My bed is not on green meadows
and not in shady forest
The most beautiful maiden awaits me
And love calls: come soon!

Stop following me, woman,
your arm is far too airy
your gaze too dead, your slender body
too cold and sweet with fog

My love has whiter skin than you
has eyes like two stars
and kisses and laughs
With what are you threatening me?

The rider screams, he beats his horse
bloody with his spurs
the woman grows bold and giant
her thoughts even wilder

Away, away, like the bat of wings
flying down from the trees
flitting, darting, looking and listening
she grabs the bridle!

Now she has his arm
it‘s growing dark all around
growing, suffocating
the witches eyes are gleaming.

To steps away from the fallen animal
lies in the dark forest
the dead rider in her arms.
And love calls: come soon!

 

Morgens  by  Storm

Nun gieb ein Morgenküßchen!
Du hast genug der Ruh;
Und setz dein zierlich Füßchen
Behende in den Schuh!

Nun schüttle von der Stirne
Der Träume blasse Spur!
Das goldene Gestirne
Erleuchtet längst die Flur.

Die Rosen in deinem Garten
Prangen im Sonnenlicht;
Sie können nicht erwarten,
Daß deine Hand sie bricht.

 

In the morning

Now give a morning kiss!
You have slept enough;
and put your little feet
fast in the shoes!

Shake from your brow
the pale trace of dreams
The golden star
already shines on the fields

The roses in your garden
are full of splendor in the sunshine;
the can‘t await
your hand breaking them.

 

Veilchen vom Berg   by Lemcke

Veilchen vom Berg, woran mahnest du mich?
Hoch auf den Bergen, da pflückt’ ich dich.
Wolken tief unten, Adler hoch oben,
vor uns am Abhang die Gemse stoben.
Veilchen vom Berge, wohin ist die Zeit?
Weit, weit dahinten, ach ewig weit.

Veilchen vom Berg, woran mahnest du mich?
Jubelnde Liebe, die pflückte dich.
Herzen voll Sehen, Blicke voll Bangen,
Suchen und Finden, glühende Wangen.
Veilchen vom Berge, wohin ist die Zeit?
Weit, weit dahinten, ach ewig weit.

Veilchen vom Berg, woran mahnest du mich?
Hab’ ich von allem nun nichts, als dich!
Mußte das Glück so schnell zerstieben,
fern sind die Berge, ferner das Lieben.
Veilchen vom Berge, wohin ist die Zeit?
Weit, weit dahinten, ach ewig weit.

 

Mountain Violet

Mountain violet, what is your warning?
High in the mountains, I picked you
Clouds far underneath, eagles high above
before us on the hillside scattered chamois
Mountain violet, where has time gone?
Far back, oh, far, far away.

Mountain violet, what is your warning?
rejoicing with love I picked you,
Hearts longing, gazes trembling,
Searching and finding glowing cheeks
Mountain violet, where has time gone?
Far back, oh, far, far away.

Mountain violet, what is your warning?
I have nothing but you!
Did happiness have to disperse so fast
the mountains are far, and love further away
Mountain violet, where has time gone?
Far back, oh, far, far away.

 

Verlust  by Lemcke

Ich hatte eine Nachtigall,
die sang so schön, die sang so schön,
sie ist davon geflogen,
weit über Thal und Höh’n.

Ich hatt’ ein junges Röselein,
so frisch und klar, so frisch und klar,
es ist mir weggestohlen,
derweil ich ferne war.

Ich hatte einen lieben Schatz,
mein Glück, mein Glanz, mein Glück, mein Glanz!
sie ist davon gezogen,
trug einen Myrthenkranz!

 

Loss

I had a nightingale
she sang so beautifully
she flew away
far over valleys and heights

I had a young rose
so fresh and bright
it was stolen from me
as I was gone

I had a dear sweetheart
my bliss, my radiance!
she moved away
wearing a crown of myrtles

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